Aquarell-Künstler im Schnelldurchgang? Geht das denn?

Manchmal, eher selten, schaue ich im Internet, was es so alles im Aquarellbereich gibt. Und immer wieder muss ich mich wundern, wer sich da aller als „Künstlerin“ oder „Künstler“ *) bezeichnet. Bisweilen stoße ich dann in den „Internet-Galerien“ auf Bilder, welche man nicht mal der herzensguten, fast blinden Großmutter zeigen sollte. Bemerkungen dazu wie „ich male nur nach Gefühl“ oder „ich liebe einfach die Farben“ sind dann nicht selten die Krönung dieser oft peinlichen Zurschaustellungen.

Nun, leiden diese mutigen Leute an Selbstüberschätzung oder sehen sie ganz einfach nicht über den eigenen Tellerrand hinaus? Das muss nicht sein, kann jedoch ganz andere Ursachen haben.

Denn sehr oft werden gerade Anfänger in eine „Künstlerrolle“ hineingetrieben: Mit viel Eifer und vielleicht auch einem guten Lehrer steigt die Erfolgskurve zu Beginn meist steil nach oben. Was noch nicht heißt, dass alle Ergebnisse gut sind, aber sie werden sicher immer besser.

Und jetzt beginnt es: Freunde und Verwandtschaft staunen über die entstandenen Bilder – und nicht selten hört man dann Sätze wie „du bist ja ein Künstler“ und weiter „du musst doch eine Ausstellung machen“. Das hört man natürlich gerne – und so manche glauben das ja dann auch, wenn sie es nur oft genug hören. Und wird dann gar ein Bild an die Tante verkauft, fühlt man sich nur zu gern bestätigt, überlegt bereits den Auftritt im Internet - und ganz Mutige beginnen vielleicht schon mit der Ausstellungsplanung.

Einige dieser selbsternannten „Künstler“ fühlen sich nach dem Besuch von zwei oder drei Kursen gar bemüßigt, selbst als Kursleiter bzw. Kursleiterin aufzutreten. Und wenn ich dann höre, „für Anfängerkurse reicht es schon“, könnte mir fast schlecht werden. Denn gerade Anfänger brauchen erfahrene Lehrer, die ihnen die so wichtigen Grundlagen vermitteln können.

Mein Rat an Anfänger:

Verlasst Euch nicht auf das Urteil von Freunden und Angehörigen. Diese sind eher selten in der Lage, eine ehrliche Meinung zu formulieren. Man will ja schließlich niemandem wehtun. Viel besser wäre es, wenn man einen wirklich neutralen, kunstsinnigen Menschen (das muss nicht unbedingt ein Maler sein) um seine ehrliche Meinung bittet. Das kann zwar manchmal weh tun, ist aber mit Sicherheit der richtige Schritt in die malerische Zukunft. Es ist nun mal eminent wichtig, die Grundlagen der Aquarellmalerei zu beherrschen. Dabei helfe ich Ihnen (auch kostenlos über meinen Onlinekurs) sehr gerne. Jeder hat schließlich einmal angefangen, und eigentlich weiß man ja auch, dass “gut Ding” auch Weile braucht...

Freilich gibt es auch Ausnahmen, die ohne Grundlagen auskommen. Naturtalente vielleicht – in den vielen Jahren meiner malerischen Tätigkeit ist mir ein solches jedoch noch nicht untergekommen. Die Erfahrung zeigt, dass man auch in der Malerei nur durch regelmäßiges Zeichnen und Üben seinem malerischen Ziel näher kommen kann.

Wenn man ein Musikinstrument – egal, welches auch immer - erlernen möchte, weiß man, dass ohne regelmäßigem Üben der Erfolg ausbleiben wird. Und schon gar keinem der Musikschüler würde es einfallen, nach einigen Wochen oder Monaten ein öffentliches Konzert zu geben und sich selbst als Virtuose oder gar Künstler zu bezeichnen. Die Angst vor der Blamage wäre zu groß.

Ist es bei der Malerei wirklich anders? Denken Sie mal darüber nach....  

*) Der Begriff „Künstler“ ist in der Bildenden Kunst noch relativ neu. Große Maler und Bildhauer wie Da Vinci, Michelangelo, Rembrandt, Dürer, Raffael aber auch Waldmüller oder Liebermann bezeichneten sich selbst niemals als Künstler, sie nannten sich Maler, Bildermaler oder Bildhauer bzw. Steinmetz. Erst sehr viel später wurden sie von anderen als Künstler bezeichnet.
Mich schaudert, wer sich heute aller selbst (!) als „Künstler“ bezeichnet.

Reaktionen auf diesen Artikel:

Zugegeben, ich gehe mit Malern, die sich selbst zu gerne „Künstler“ nennen, recht hart ins Gericht. Ich erhielt bislang weit über tausend (!) Zuschriften - alle absolut zustimmend und positiv! 

Bis auf eine. Und die kam von einem meiner ehemaligen Schüler, der sich persönlich angegriffen fühlte….
Dabei greife ich niemals Hobbymaler oder gar Anfänger an. Ganz im Gegenteil, die  unter-stütze ich gerne. Alle meine Studenten und Kursteilnehmer und können dies bestätigen.  Aber machen Sie sich am Besten selbst ein Bild davon....