Wolfgang Baxrainer, Aquarelle und Malkurse Hier erfahren Sie alles, wirklich alles über die Aquarellmalerei - von den Grundlagen bis zu unglaublichen Praxis-Tipps und Tricks

Am Gardasdee - nahe Molini

Der Gardasee - Blaue Lagune mit Bergkulisse.
Der Gardasee ist ein Stück Mittelmeer an den Ausläufern der Alpen. Mit einer Länge von 51 km und 18 km Breite ist er der größte See Italiens. Durch das milde, mediterrane Klima gedeihen hier Zitronen, Maulbeeren, Oliven und Feigen. Die Zitronen-Riviera, wie die elegante Westküste auch genannt wird, versprüht bereits seit der Jahrhundertwende italienische Grandezza. Der Gardasee ist immer eine Reise wert, nicht nur für uns Maler - obwohl es für uns immer wieder Neues zu entdecken gibt.

  Für gute Ergebnisse ist es wichtig, alle Erläuterungen genau zu lesen. Alleine nach den Abbildungen zu malen geht garantiert daneben.

Bitte beachten Sie: 

Der Text zu den einzelnen Schritten der Lektionen ist bewusst sehr knapp gehalten. 
Die hier gezeigte Vorgangsweise ist nur eine Variante von vielen Möglichkeiten. Die verwendeten Farben sind Vorschläge bzw. Anregungen. Entsprechend den Wünschen meiner Kursteilnehmer gehe ich gelegentlich auch ins Detail.
Das können Sie natürlich ignorieren.


Vorbereitung:

Wenn Sie keinen Aquarellblock verwenden, spannen Sie das Aquarellpapier mit Klebestreifen (Kreppband) auf eine Holzplatte auf. Benutzen Sie gutes Aquarellpapier mit mindestens 300g.


Bild vergrößern mit Klick, kann für Übungszwecke auch ausgedruckt werden.

Verwendete Farben:

  Reingelb (Ersatz: Zitronengelb, Kadmiumgelb hell) 
  Siena gebrannt (kein Ersatz) 
  Krapplack (oder ein anderes, dunkles Rot wie z.B. Magenta)
  Phthalogrün (Ersatz: Chromoxydgrün feurig)
  Ultramarinblau (Ersatz Kobaltblau dunkel oder Ultramarin feinst)
  Preußischblau (Ersatz Pariserblau oder Phthaloblau)   


Egal, ob Sie vor Ort oder nach Fotos malen - eine Skizze ist immer empfehlenswert, eigentlich fast zwingend notwendig. Warum? Nun, beim Skizzieren können Sie Fehler machen, radieren, darüberzeichnen, so lange verändern, bis die Skizze für Sie stimmt.
Die Komposition kann korrigiert werden, die Perspektive (Linearperspektive) und die Tonwerte können überprüft und angepasst werden. Wenn Sie all das auf dem Aquarellpapier machen und dabei vielleicht noch radieren, ist auch das beste Papier bald schmutzig und beschädigt. Stimmt aber die Skizze, braucht sie nur mehr auf das Aquarellpapier übertragen werden - notfalls mit einem Hilfsraster. Nebeneffekt: Wenn man sich beim Skizzieren schon mit dem Motiv beschäftigt hat, ist dieses gewissermaßen bereits "im Kopf".....
Auch wenn ich meistens ohne Vorzeichnung zu malen beginne - eine Skizze mache ich vorher immer!
Zeichnen Sie nun eine Skizze, nicht größer als eine Postkarte, also etwa 12x15 cm. Zeichnen Sie aber nicht von meiner Skizze ab, sondern vom Foto (kann vergrößert und ausgedruckt werden). Beschwindeln Sie sich nicht selbst.

Zu diesem Motiv:
Ich habe das Motiv fast 1:1 übernommen - nur eine zweite Zypresse und Bohlen einer Anlegestelle (auf die ich beim Aquarell dann wieder verzichtete) habe ich dazugefügt. Mir ging es um das Festlegen der Tonwerte, also dem Erkennen und Vereinfachen der Dunkelheiten im Bild. Und etwas Wesentliches für die Bildgestaltung habe ich auch noch verändert: Den Lichteinfall. Die Beleuchtung kommt jetzt von links! Das ist auch voll legitim - denn alleine die Wirkung ist ab diesem Moment für mich ausschlaggebend!
 

  Verwenden Sie für die Vorzeichnung keinen zu weichen Bleistift. Ein HB-Stift oder ein Schulstift mit Härtegrad 2 ist meiner Meinung nach ideal. In manchen Büchern kann man lesen, man soll mit weichem Stift vorzeichnen. Ich halte das für nicht gut, da weiche Stifte sehr schmieren und so das Aquarell leicht verschmutzen. Ebenso falsch wäre es, einen zu harten Stift zu verwenden. Da können bei stärkerem Druck kleine "Gräben" entstehen, worin sich dann die Farbpigmente sammeln und so die Linien verstärken. Allerdings gibt es Maler, die genau dies wünschen und daher diese Methode bewusst einsetzen.
Das Ziel sollte sein, ein Aquarell möglichst ohne Vorzeichnung zu malen. Da bei diesem Onlinekurs aber auch viele Neueinsteiger mitmachen, werde ich bei den Lektionen meist sparsame Vorzeichnungen als Orientierungshilfe einsetzen.


Nachdem ich die Skizze mit einem rotbraunen, wasserlöslichen Aquarellstift auf das Papier übertragen habe, lege ich mit einer hellen Mischung aus Kobaltblau dunkel und Preußischblau die helleren, entfernt liegenden Berge an. Dabei werden die Häuser exakt ausgespart. Der Himmel bleibt vorerst noch weiß.   

Mit der gleichen Mischung, jedoch etwas dunkler male ich den linken Berg, wobei ich die Felsen mittels "Granuliertechnik" (siehe Grundlagen) teilweise ausspare. Nach unten hin füge ich etwas mehr Wasser hinzu.


Ich achte bereits jetzt schon auf eine absolut saubere und gerade Uferlinie. Hier darf keine gebogene oder gar wellige Linie entstehen!

Nach dem vollständigen Trocknen lege ich eine ganz schwache, kaum sichtbare Lasur aus Reingelb und Siena gebrannt über den unteren Bereich der Berge.

So ähnlich sollte das Bild bis jetzt aussehen....

Jetzt erst wird der Himmel gemalt. Ich "ziehe" den Himmel auch über die Berge, dadurch erhält das Bild automatisch mehr Tiefenwirkung.
Ich entschied mich für einen leicht bewölkten Himmel. Jedoch dürfen die Wolken nicht zu stark betont werden, da sie dann ganz leicht den Blick zu sehr auf sich - und weg vom Hauptmotiv ziehen würden. 
  


Mit einer sehr wässerigen Mischung aus Reingelb (oder Siena natur) mit Siena gebrannt und ganz wenig Kobaltblau ziehe ich nun den Himmel von unten her über die Berge nach oben - bis zu den (gedachten) unteren Wolkenrändern. Ich verwende dazu einen großen Rundpinsel und male mit dem "Pinselbauch" also der Breitseite des Pinsels und nicht mit der Pinselspitze!

Dazu gehört natürlich ein wenig Vorstellungskraft und auch Übung. Zur Erleichterung dieser Aufgabe könnte man nun die Wolken leicht aufzeichnen. Allerdings lassen sich später übermalte Bleistiftlinien nicht immer vollständig wegradieren, auch der Aquarellstift verschwindet nicht ganz, es können sichtbare Ränder stehen bleiben. Überall sonst im Bild wäre das zu vernachlässigen, im sensiblen Himmelsbereich möchte ich dies aber nicht haben....
 

Anschließend befeuchte ich mit der Breitseite des großen Rundpinsels Teile des oberen (gedachten) Wolkenrandes mit sauberen, klaren Wasser damit ich weiche Wolkenränder erhalte.

Wieder mische ich Kobaltblau dunkel und Preußischblau und trage mit lockeren Pinselstrichen den Himmel auf, den ich am rechten Rand ganz weich in den unteren Himmelsteil übergehen lasse.

Dabei muss schnell gearbeitet werden, damit die befeuchteten Bereiche nicht antrocknen.
 


Nachträgliche Korrektur - falls nötig:

Da mir einige der unteren Wolkenränder zu hart erscheinen, löse ich mit wenig sauberen Wasser und vorsichtigem Reiben mit dem Pinsel diese Kanten auf und nehme mit einem Papiertaschentuch sofort die Restfeuchtigkeit auf.


Vor solchen oder ähnlichen Korrekturen muss die Farbe vollständig getrocknet sein, ansonsten gibt es unangenehme Flecken, die nicht mehr auszubessern sind.


Für das Dach des linken Hauses nehme ich Krapplack und dämpfe das starke Rot mit ganz wenig Phthalogrün (Komplementärfarbe!), das rechte Dach ist Siena gebrannt mit Reingelb.

Für die Fassade nehme ich Siena gebrannt mit wenig Kobaltblau. Jedoch male ich nicht die gesamte Fläche zu, sondern lasse ausreichend Papierweiß stehen.

Zu den Fotos:
Entschuldigen Sie bitte die nicht immer gute Qualität bzw. leichte Farbabweichungen bei den Fotos. Da ich mit der rechten Hand male und dabei gleichzeitig mit Links die Fotos blitze, kann das schon mal passieren. Wiederholbar sind die Aufnahmen leider auch nicht.
Sorry - aber es ist ja auch ein Malkurs und kein Digital- Fotokurs....
 
 

Für die Schatten unter den Dächern mischte ich Preußischblau und Siena gebrannt und legte dann rasch einen Strich unter die Dachkanten.

Sofort danach ließ ich diesen Schatten weich nach unten verlaufen:
Mit der Spitze eines  sauberen, nassen Pinsels (nicht zu nass!) berühre ich dazu ganz knapp die untere Kante der eben aufgetragenen, noch feuchten Farbe und ziehe ihn sauber der Kante entlang. Dabei muss der Pinsel mit der Seite - also dem Pinselbauch - das Papier entlangstreichen (siehe Bild rechts).

Außerdem muss das Papier geneigt sein, damit die Farbe nach unten rinnen kann.


Nun werden die Grüntöne gemalt. Das ist bei größeren Flächen immer eine sehr heikle Sache, da Grün gerade beim Aquarell zu den gefährlichsten Farben zählt. Unglaublich viele Bilder wurden schon durch zu grelles Grün zerstört. Dabei ist es ganz einfach, unterschiedlichste und dennoch harmonische Grüntöne zu mischen.
Ich mische ein "Grundgrün" aus Phthalogrün (das für sich alleine unglaublich grell und schreiend ist) und Siena gebrannt. Heller wird dieses Grün dann nicht nur durch Zugabe von mehr Wasser, sonder vor allem durch zufügen von Gelb. Ein dunkles Grün erreiche ich durch Beigabe von dunklem Blau, Preußischblau oder auch Indigo.
 

Wenn man sich an dieses einfache Rezept hält, wird man nie wieder Probleme mit Grün haben. Die Töne werden immer miteinander harmonieren.

Mit diesem warmen "Grundgrün" ziehe ich nun einige breite, ruhige Striche entlang der Geländeform (wichtig), und lasse dabei einige ganz feine Streifen frei. Diese werden später mit Gelb lasiert und geben der Wiese mehr "Leben".

In einige Bereiche im Vordergrund der Wiese fügte ich etwas dunkler gemischtes Grün hinzu, solange die Farbe noch nass war. Hier kann und darf die Farbe ruhig unregelmäßig verlaufen....

Verzichten Sie also auf Einzelheiten (das kann die Kamera besser) und malen Sie bewusst flächig.
Ein Aquarell muss und soll kein Spiegelbild der Vorlage (bzw. der Natur) sein, sollten sich Fehler einschleichen - akzeptieren Sie sie, versuchen Sie nicht, diese auf Kosten der Transparenz auszubessern.

Für die Sträucher und Bäume legte ich zuerst die dunkleren, im Schatten liegenden Bereiche an. Dies geschah mit schnellen, meist zusammenhängenden Pinseltupfern in unterschiedlichen Helligkeitsstufen. Die von der Sonne beschienenen linken Strauchteile (ich habe ja den Lichteinfall umgedreht, wie Sie wissen) bleiben weiß.

Solange dieser erste Farbauftrag noch nass ist, füge ich nun auf die noch freien Flächen wässeriges Gelb hinzu, welches sich mit dem noch nassen Grün teilweise vermischt und so interessante Effekte hervorruft. Hier heißt es, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen - die Farbe darf nicht zu nass, aber auch nicht zu trocken sein. Also vorher ausprobieren....

  Mischen Sie sich für solche Aktionen die Farbe immer schon vorher an!


Mit sehr dunklem Grün (dem "Grundgrün" noch Blau hinzufügen) malte ich dann die Schatten der Bäume und Büsche. Wichtig: Denken Sie stets daran, dass die dunkelsten Schattenstellen immer an der Unterseite der Bäume bzw. Sträucher liegen.
Auch die Zypressen setze ich nun dazu. Da mir die rechte Bildseite noch zu leer war, fügte ich auch dort noch einige dieser für diese Region typischen Bäume hinzu. Wir als Maler dürfen das ja....

So oder ähnlich sollte das Bild nun aussehen.

Wenn die Farbaufträge durchgetrocknet sind, kann eine dünne gelbe Lasur über die Wiese gelegt werden, das Bild wirkt dadurch frischer!  Ich verwendete dazu Reingelb mit ganz wenig Siena gebrannt und viel Wasser. Dieser Farbauftrag muss schnell und leicht geschehen, damit die Farben nicht anglöst werden. Dazu verwende ich gerne einen weichen Ziegenhaarpinsel (Hake).


Mit Kobaltblau dunkel und Preußischblau wird nun der See gemalt. Ich lasse beim Ufer einen ganz kleinen, feinen Streifen weiß, um eine klare Abgrenzung zu erreichen.
Es ist aber auch möglich, die Wasserfläche rein weiß zu lassen, oder auch nur ganz leicht einzutönen. Ganz wie Sie möchten.

Mit einem Fächerpinsel aus Borste (die teuren Haar-Fächerpinsel sind dazu nicht geeignet) können nun noch Grasstrukturen angelegt werden.

  Schieben Sie den Pinsel ganz flach, fast schon auf dem Papier aufliegend, nach oben. Nur dann erhalten Sie natürlich wirkendes Gras. Einfach vorher ausprobieren....

Wie weit man nun ins Detail geht, ist natürlich Geschmacksache und mit der Gefahr der "Überladung" verbunden. Meistens gilt auch hier "Weniger ist mehr". In diesem Kurs geht es mir aber in erster Linie darum, Möglichkeiten aufzuzeigen, daher zeige ich auch diese Variante.

Dazu fülle ich den Pinsel mit einer dunkleren Grünmischung und streife ihn danach gut ab. Nun führe ich den Pinsel sehr schräg mit den Borsten an das Papier (siehe Abbildung) und schiebe ihn ohne Druck ganz kurz nach oben, entgegen der Borstenrichtung. Das ist sehr wichtig, denn sehr oft wird dies immer verkehrt gemacht....

Klar, das wird nicht immer auf's Erste Mal funktionieren, hier ist Üben auf einem Probeblatt angesagt. Verwenden Sie für diese Versuche aber immer Aquarellpapier, auf glattem Schreibpapier sind diese Übungen wertlos.

Wenn man will, können nun mit einem scharfen Messer (oder Rasierklinge) noch einige Boote herausgekratzt werden. Das ist meisten besser, als wenn Deckweiß verwendet wird. Auch dazu muss das Papier völlig durchgetrocknet sein.

Zu guter Letzt kann man noch mit einigen, wenigen Spritzern etwas Leben ins Bild bringen. Auch hier: Nicht zu viel, sehr oft wird da übertrieben und gute Bilder werden "kaputtgespritzt". Gespritzt werden sollte nicht, weil es vielleicht gerade "in" ist, sondern nur dort (und auch dort sehr sparsam), wo die Spritzer auch Sinn ergeben. Klarerweise ist das immer sehr subjektiv, ich will auch nur wieder einmal vor zu vielen Effekten warnen.

So spritzen Sie richtig: Pinsel gut mit Farbe füllen und mit kurzen, sehr harten Schlägen des Zeigefingers auf den Pinselstiel den Pinsel etwa 5 bis 8 cm über dem Papier zurückziehen. Es sollte eine fließende Bewegung sein.
Anfänger klopfen oft mit dem Pinselstiel auf ein Lineal oder den gestreckten Zeigefinger der anderen Hand. Auch das geht, jedoch ist "kontrolliertes Spritzen" so kaum möglich. Bei dieser Methode empfiehlt es sich daher, gefährdete Bildteile abzudecken,


FERTIG!
Nun, Sie wissen es ja bereits - solche Demonstrations-Aquarelle werden nur ganz, ganz selten auch gute Bilder. Es sind wirklich nur Demonstrationsbeispiele....

Ich male diese Lektionsbilder nur, um die verschiedenen Schritte zu demonstrieren. Diese Übungen sollen jedem Nutzen bringen, egal ob man nun naturalistisch oder sehr frei malen möchte. Andererseits funktioniert das "freie, lockere Malen" meiner Meinung nach aber erst dann, wenn man in der Lage ist, von der sog. "genauen" Malerei Unwesentliches wegzulassen oder zu vereinfachen.

Sie müssen sich auch bei diesem Beispiel nicht sklavisch an die von mir vorgegebenen Farben halten. Meine Farbvorschläge bringen jedoch garantiert stimmige Bilder, daher sind gerade Anfänger damit immer auf der sicheren Seite.
Verwenden Sie bei weiteren Übungen aber ruhig auch "Ihre" Farben. Wichtig dabei ist nur, dass das Ergebnis nicht zu bunt wird. Denken Sie aber daran, dass Sie mit meinem Vorschlag zur "Grünmischung" immer auf der sicheren Seite sind....

Ich wünsch viel Erfolg und viel Spaß mit dieser Übung!

  
Wenn Ihnen mein Onlinekurs gefällt, würde ich mich über einen
Gästebucheintrag sehr freuen.