Wolfgang Baxrainer, Aquarelle und Malkurse Hier erfahren Sie alles, wirklich alles über die Aquarellmalerei - von den Grundlagen bis zu unglaublichen Praxis-Tipps und Tricks

Schloss Orth (nur 2+1 Farben)

Dieses Motiv habe ich mit nur zwei Farben gemalt. Mit Siena gebrannt und Kobaltblau. Nur für die Grüntöne verwendete ich einmal Reingelb. Viele Motive eignen sich dazu. Viele der bekanntesten und besten Aquarellisten Englands und der USA malten die meisten ihrer Aquarelle mit drei Farben - und nahmen nur für bestimmte Höhepunkte eine andere Farbe hinzu. So kam auch der berühmte britische Aquarellist Rowland Hilder stets mit 3 bis 5 Farben aus und bescherte uns viele wunderbare, stimmungsvolle Aquarelle.
 

Bitte beachten Sie: 

Der Text zu den einzelnen Schritten der Lektionen ist bewusst sehr knapp gehalten. 
Die hier gezeigte Vorgangsweise ist nur eine Variante von vielen Möglichkeiten. Die verwendeten Farben sind Vorschläge bzw. Anregungen. Entsprechend den Wünschen meiner Kursteilnehmer gehe ich gelegentlich auch ins Detail.
Das können Sie natürlich ignorieren.

  Für gute Ergebnisse ist es wichtig, alle Erläuterungen genau zu lesen. Alleine nach den Abbildungen zu malen geht garantiert daneben.


Bild vergrößern mit Klick, kann für Übungszwecke auch ausgedruckt werden.

Vorbereitung:

Wenn Sie keinen Aquarellblock verwenden, spannen Sie das Aquarellpapier mit Klebestreifen (Kreppband) auf eine Holzplatte auf. Benutzen Sie gutes Aquarellpapier mit mindestens 300g.

Verwendete Farben:

  Siena gebrannt (kein Ersatz) 
  Ultramarinblau (Ersatz Kobaltblau dunkel - jedoch nur bedingt geeignet)  
 

plus einmal Gelb (zum Mischen der Grüntöne)
  Reingelb (Ersatz: Zitronengelb, Kadmiumgelb hell) 


Egal, ob Sie vor Ort oder nach Fotos malen - eine Skizze ist immer empfehlenswert, eigentlich fast zwingend notwendig. Warum? Nun, beim Skizzieren können Sie Fehler machen, radieren, darüberzeichnen, so lange verändern, bis die Skizze für Sie stimmt.
Die Komposition kann korrigiert werden, die Perspektive (Linearperspektive) und die Tonwerte können überprüft und angepasst werden. Wenn Sie all das auf dem Aquarellpapier machen und dabei vielleicht noch radieren, ist auch das beste Papier bald schmutzig und beschädigt. Stimmt aber die Skizze, braucht sie nur mehr auf das Aquarellpapier übertragen werden - notfalls mit einem Hilfsraster. Nebeneffekt: Wenn man sich beim Skizzieren schon mit dem Motiv beschäftigt hat, ist dieses gewissermaßen bereits "im Kopf".....
Auch wenn ich meistens ohne Vorzeichnung zu malen beginne - eine Skizze mache ich vorher immer!
Zeichnen Sie nun eine Skizze, nicht größer als eine Postkarte, also etwa 12x15 cm. Zeichnen Sie aber nicht von meiner Skizze ab, sondern vom Foto (kann vergrößert und ausgedruckt werden). Beschwindeln Sie sich nicht selbst.

Zu diesem Motiv:
Dieses Motiv habe ich fast exakt vom Foto übernommen. Bekannt durch die Fernsehserie "Schlosshotel Orth" zählt es zu den meist fotografiertesten Motiven des Salzkammergutes - da sollten die Proportionen schon stimmen. Allerdings habe ich das Schloss etwas nach rechts versetzt, um eine langweilige Zentrierung zu vermeiden.

Versuchen auch Sie, die Skizze bewusst einfach zu halten. Verzichten Sie auf zu liebliche Details und achten Sie ausschließlich auf die große Formen und die Tonwerte.


  Verwenden Sie für die Vorzeichnung keinen zu weichen Bleistift. Ein HB-Stift oder ein Schulstift mit Härtegrad 2 ist meiner Meinung nach ideal. In manchen Büchern kann man lesen, man soll mit weichem Stift vorzeichnen. Ich halte das für nicht gut, da weiche Stifte sehr schmieren und so das Aquarell leicht verschmutzen. Ebenso falsch wäre es, einen zu harten Stift zu verwenden. Da können bei stärkerem Druck kleine "Gräben" entstehen, worin sich dann die Farbpigmente sammeln und so die Linien verstärken. Allerdings gibt es Maler, die genau dies wünschen und daher diese Methode bewusst einsetzen.
Das Ziel sollte sein, ein Aquarell möglichst ohne Vorzeichnung zu malen. Da bei diesem Onlinekurs aber auch viele Neueinsteiger mitmachen, werde ich bei den Lektionen meist sparsame Vorzeichnungen als Orientierungshilfe einsetzen.


Nach dem Übertragen der Skizze (ohne Fenster und anderer "Feinheiten") decke ich auch hier der Einfachheit wegen die Kamine und einige der Pfähle links im Wasser mit Maskierflüssigkeit ab.
Ich achte dabei auf sauberes und exaktes Auftragen der Flüssigkeit, da es ansonsten zu unschönen und oft zu wuchtigen Flecken kommt. Besonders gut eignet sich dazu Rubbelkrepp von Schmincke, das es jetzt auch als praktischen Maskierstift gibt. Auch "Masquepen" aus England eignet sich gut, obwohl ich persönlich so gut es geht auf solche Hilfsmittel verzichte.

Gerade bei kleineren Bildern ist es aber oftmals zu umständlich, kleine helle Flecken auszusparen bzw. zu ummalen, der Einsatz solcher Hilfsmittel ist also vollkommen legitim.
Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass viele große Maler der Vergangenheit dieses und andere Hilfsmittel (zu denen ja im weitesten Sinne auch die Digitalfotografie gehört) genutzt hätten - wären sie ihnen damals schon zur Verfügung gestanden. 


Nach dem Trocknen der Maskierflüssigkeit lege ich eine ganz schwache Lasur aus Siena gebrannt und viel Wasser satt über das gesamte Bild - ich spare nur die hellen Flächen der Gebäude aus.
Dazu verwende ich wieder meinen Flachpinsel aus Ziegenhaar, jedoch sind andere weiche Flachpinsel ebenso geeignet.

Solange dieser Farbauftrag noch nass ist, lege ich einen graduellen Farbauftrag mit Ultramarinblau darüber. Ich achte also darauf, dass das Blau im oberen Himmelsbereich stärker ist und sich nach unten hin aufhellt.

Dazu fülle ich einen großen Flachpinsel gut mit Ultramarin (stark mit Wasser angerührt) und lege - von oben beginnend - einen oder zwei waagrechte Striche über das schräg liegende Papier. Da das Papier ja noch nass ist, verläuft die Farbe leicht nach unten und ich kann die Farbe (ohne neu einzutauchen) leicht verstreichen. So erhalte ich einen weichen Übergang. Die Gebäude ummale ich, spare sie also aus! 

Auch die Wasserfläche wird so angelegt, den Bereich unter dem Schloss und die Brücke spare ich wieder aus. Hier muss wieder schnell gearbeitet werden - die erste Unterlegung darf nicht antrocknen - wir malen also Nass in Nass!

Nach dem Trocknen lege ich mit einem kleineren Flachpinsel die Schattenseiten der Gebäude an. Dazu verwende ich eine wässerige Mischung aus Ultramarin und Siena gebrannt.


Mit der gleichen Mischung - nur etwas dunkler - male ich nun den Hintergrund auf beiden Seiten. Die Häuser, welche ich nur sehr vage andeuten will, werden dabei ausgespart, nur die groben Formen sollen sich erahnen lassen.

Den Vordergrund unter den Häusern male ich noch etwas dunkler. Dabei mische ich die Farben auf dem Papier: Ich trage eine dunklere Mischung auf - und solange diese noch feucht ist, setze ich mit einer Pinselkante etwas Siena gebrannt darauf - oder auch Ultramarin. Dabei verfließen die Farben leicht ineinander und ergeben so interessante Strukturen.

Auch hier verwende ich vorzugsweise einen Flachpinsel. Einerseits hilft er mir, gerade kanten zu erhalten, andererseits dämpft er die Versuchung, zu sehr ins Detail zu gehen....
 


Auch die Dächer male ich mit oben angeführter "Papier-Nasstechnik". Beim Dach des Schlosses lege ich zuerst den Grauton aus Ultramarin und Siena gebrannt an - und setze dann Siena gebrannt in die noch nasse Farbe, beim Turmdach setze ich an den unteren Rand dunkles Ultramarin in die noch nasse Fläche aus Siena gebrannt.


Um Missverständnissen vorzubeugen: Wenn ich auch die Farben auf dem Papier mische, verwende ich niemals Farben direkt aus dem Näpfchen. Ich rühre auch bei kleinsten Mengen die Farben immer kurz auf der Palette mit (wenn auch oft nur sehr wenig) Wasser an!
 

Auch beim Malen der Fenster leistet ein kleinerer Flachpinsel gute Dienste. Wiederum kommt die Mischung aus Ultramarin und Siena gebrannt zum Einsatz. Einige wenige, kleine Details an den Fenstern (besser am fertigen Bild zu erkennen) male ich mit einem kleinen Rundpinsel.

Zu den Fotos:
Entschuldigen Sie bitte die nicht immer gute Qualität bzw. leichte Farbabweichungen bei den Fotos. Da ich mit der rechten Hand male und dabei gleichzeitig mit Links die Fotos blitze, kann das schon mal passieren. Wiederholbar sind die Aufnahmen leider auch nicht.
Sorry - aber es ist ja auch ein Malkurs und kein Digital- Fotokurs....

 


Nun kommen die Sträucher und Bäume an die Reihe. Zuerst male ich den unteren, dunklen Bereich, wieder mit Ultramarin und Siena gebrannt.

Und jetzt erst kommt die dritte Farbe ins Spiel:

Mit Reingelb und ganz wenig Ultramarin mische ich mit sauberem Wasser ein helles, leuchtendes Grün. Diese Mischung - sowie eine etwas dunklere Variante davon - lasse ich nun mit einfließen.
Die leicht herbstlichen Töne kommen durch lockere Tupfer mit verdünntem Siena gebrannt.
 

Es ist stets ein "Spielen mit der Farbe", das letztendlich zu lockeren, frischen Ergebnissen führt.

  Lassen Sie Farbverläufe zu, selbst wenn sie mal anders als gewollt ausfallen sollten.

Verzichten Sie also auf Einzelheiten (das kann die Kamera besser) und malen Sie bewusst flächig.
Ein Aquarell muss und soll kein Spiegelbild der Vorlage (bzw. der Natur) sein, sollten sich Fehler einschleichen - akzeptieren Sie sie, versuchen Sie nicht, diese auf Kosten der Transparenz auszubessern.
 

Ähnlich wie beim Dach male ich jetzt die Brücke:

Zuerst lege ich einen Grauton aus Ultramarin und Siena gebrannt an - und setze dann Siena gebrannt in die noch nasse Farbe, dunklere Stellen werden mir Ultramarin abgedunkelt.
 
Ich male sehr nass, also mit viel Wasser.

Dabei berücksichtige ich, dass die Farben beim Trocknen wesentlich heller werden. Dies ist immer auch vom verwendeten Papier abhängig, daher sollte man im Zweifel immer vorher Tests durchführen.
 


Die leichte Spiegelung erziele ich mit einem einfachen Trick:

Mit einem mit sauberen Wasser schwach gefüllten Flachpinsel (zu viel Wasser unbedingt abstreifen) fahre ich an den unteren Rand der Büsche und ziehe den Pinsel senkrecht nach unten. Das ist auch schon alles.
Dennoch sollte man auch das vorher ausprobieren, um vor unangenehmen Überraschungen gefeit zu sein.

Nun male ich noch einige lockere, waagrechte Striche über das Wasser, um leichte Wellen anzudeuten. Auch dazu nehme Ultramarinblau - abgetönt mit ganz wenig Siena gebrannt, in unterschiedlichen Helligkeitsstufen.
Zu große Unregelmäßigkeiten tupfe ich vorsichtig mit einer zur Rolle geformten Windel ab. Tun Sie das niemals mit einem Papiertaschentuch oder Haushaltskrepp, Sie erreichen damit das Gegenteil!

  Alte, x-mal ausgekochte Windeln (oder auch Geschirrtücher) eigen sich dazu am besten!
 


Das Geländer bzw. die Bohlen male ich mit einem Flachpinsel und einer sehr flüssigen, sehr dunklen Mischung aus - Ultramarin und Siena gebrannt - eh klar!

Dies sollte recht schnell und zügig geschehen. Gerade dunkle Partien wirken schnell tot und stumpf, wenn sie zu oft übermalt werden.

Nach dem Trocknen lege ich nun eine leichte Struktur mittels Trockenpinseltechnik (Granuliertechnik) an. Dazu fahre ich mit einem gut gefüllten - jedoch nicht zu nassem - Pinsel ganz leicht über die Papieroberfläche, so dass nur die erhabenen Stellen Farbe abbekommen. Das klappt klarerweise auf rauem Papier besser als auf glattem, satinierten Papier, welches für unsere Zwecke aus mehreren Gründen nicht unbedingt geeignet ist.

Zum Abschluss lege ich noch einen leichten Schatten auf die Brücke.

Einige Personen - sehr locker und mit einfachen Pinselstrichen ausgeführt - beleben nun die Szene.


FERTIG!
Nun, Sie wissen es ja bereits - solche Demonstrations-Aquarelle werden nur ganz, ganz selten auch gute Bilder. Es sind wirklich nur Demonstrationsbeispiele....

Ich male diese Lektionsbilder nur, um die verschiedenen Schritte zu demonstrieren. Diese Übungen sollen jedem Nutzen bringen, egal ob man nun naturalistisch oder sehr frei malen möchte. Andererseits funktioniert das "freie, lockere Malen" meiner Meinung nach aber erst dann, wenn man in der Lage ist, von der sog. "genauen" Malerei Unwesentliches wegzulassen oder zu vereinfachen.



 

Halten Sie sich bei diesem Beispiel bitte an die drei vorgegeben Farben. Sie werden sehen, es wird trotzdem - oder gerade deshalb - ein stimmiges, farblich ausgewogenes, lebendiges Bild.
Selbstverständlich können Sie aber bei weiteren Übungen noch eine vierte Farbe dazu nehmen. Vielleicht ein Gelb? Oder Preußischblau für ganz kühle Töne? Probieren Sie ruhig.....

Viel Erfolg und viel Spaß mit dieser Übung wünscht

Wenn Ihnen mein Onlinekurs gefällt, würde ich mich über einen Gästebucheintrag sehr freuen.