Wolfgang Baxrainer, Aquarelle und Malkurse Hier erfahren Sie alles, wirklich alles über die Aquarellmalerei - von den Grundlagen bis zu unglaublichen Praxis-Tipps und Tricks

Altes Bauernhaus im Heutal

Das Heutal, ein traumhaftes Hochtal (1000 m Seehöhe) liegt im Salzburgerland und ist sehr einfach über Unken (bei Lofer) zu erreichen. Es lädt ein zu herrlichen Wanderungen in einer Naturlandschaft, die noch in Ordnung ist. Das Heutal ist aber auch ein Paradies für Maler. Klare, gesunde Luft, malerische Motive auf Schritt und Tritt sowie freundliche Leute erwarten Sie...

Bitte beachten Sie: 

Der Text zu den einzelnen Schritten der Lektionen ist bewusst sehr knapp gehalten. 
Die hier gezeigte Vorgangsweise ist nur eine Variante von vielen Möglichkeiten. Die verwendeten Farben sind Vorschläge bzw. Anregungen. Entsprechend den Wünschen meiner Kursteilnehmer gehe ich gelegentlich auch ins Detail.
Das können Sie natürlich ignorieren.


ACHTUNG: Für gute Ergebnisse ist es wichtig, alle Erläuterungen genau zu lesen, gerade bei diesem oder ähnlichen Motiven. Alleine nach den Abbildungen zu malen geht garantiert daneben.


Bild vergrößern mit Klick, kann für Übungszwecke auch ausgedruckt werden.

Vorbereitung:

Wenn Sie keinen Aquarellblock verwenden, spannen Sie das Aquarellpapier mit Klebestreifen (Kreppband) auf eine Holzplatte auf. Benutzen Sie gutes Aquarellpapier mit mindestens 300g.

Verwendete Farben:

  Indischgelb (Ersatz: Siena natur)
  Siena gebrannt (kein Ersatz) 
  Phthalogrün (Ersatz: Chromoxydgrün feurig)
  Ultramarinblau (Ersatz Kobaltblau dunkel oder Ultramarin feinst)
  Preußischblau (Ersatz Pariserblau oder Phthaloblau)   


Egal, ob Sie vor Ort oder nach Fotos malen - eine Skizze ist immer empfehlenswert, eigentlich fast zwingend notwendig. Warum? Nun, beim Skizzieren können Sie Fehler machen, radieren, darüberzeichnen, so lange verändern, bis die Skizze für Sie stimmt.
Die Komposition kann korrigiert werden, die Perspektive (Linearperspektive) und die Tonwerte können überprüft und angepasst werden. Wenn Sie all das auf dem Aquarellpapier machen und dabei vielleicht noch radieren, ist auch das beste Papier bald schmutzig und beschädigt. Stimmt aber die Skizze, braucht sie nur mehr auf das Aquarellpapier übertragen werden - notfalls mit einem Hilfsraster. Nebeneffekt: Wenn man sich beim Skizzieren schon mit dem Motiv beschäftigt hat, ist dieses gewissermaßen bereits "im Kopf".....
Auch wenn ich normalerweise ohne Vorzeichnung zu malen beginne - eine Skizze mache ich vorher immer!

Zeichnen Sie nun eine Skizze, nicht größer als eine Postkarte, also maximal 12x15 cm. Zeichnen Sie aber nicht von meiner Skizze ab, sondern vom Foto (kann vergrößert und ausgedruckt werden). Beschwindeln Sie sich nicht selbst.

Ich habe das Motiv etwas vereinfacht, auch die Bäume wurden ein wenig anders gesetzt. Widerstehen Sie der Versuchung, zu sehr ins Detail zu gehen. Achten Sie darauf, das Hauptmotiv (Bauernhaus) nicht in den Bildmittelpunkt zu setzen.


Der Block bzw. das Malbrett sollte schräg liegen - Neigung etwa 30°.

Nun wird die Skizze auf das Aquarellpapier übertragen. 
Übertragen Sie nur die wichtigsten Umrisse, vermeiden Sie wenn möglich das  auf dem Aquarellpapier. Dadurch kann das Papier beschädigt werden und es bilden sich später unschöne Flecken.

Wenn Sie radieren müssen, verwenden Sie am besten eine Knetgummi. Der darf jedoch nicht zu alt sein - denn da können wieder Flecken entstehen.
 

  Verwenden Sie für die Vorzeichnung keinen zu weichen Bleistift. Ein HB-Stift oder ein Schulstift mit Härtegrad 2 ist meiner Meinung nach ideal. In manchen Büchern kann man lesen, man soll mit weichem Stift vorzeichnen. Ich halte das für nicht gut, da weiche Stifte sehr schmieren und so das Aquarell leicht verschmutzen. Ebenso falsch wäre es, einen zu harten Stift zu verwenden. Da können bei stärkerem Druck kleine "Gräben" entstehen, worin sich dann die Farbpigmente sammeln und so die Linien verstärken. Allerdings gibt es Maler, die genau dies wünschen und daher diese Methode bewusst einsetzen.
Das Ziel sollte sein, ein Aquarell möglichst ohne Vorzeichnung zu malen. Da bei diesem Onlinekurs aber auch viele Neueinsteiger mitmachen, werde ich bei den Lektionen meist sparsame Vorzeichnungen als Orientierungshilfe einsetzen.


Wir malen auf trockenem Papier. Mit Indischgelb, einer winzigen Spur Siena gebrannt und viel Wasser lege ich den linken, hellen Teil des Himmels an. Dabei können ruhig einige weiße Papierflecken stehen bleiben.

Jetzt wird - solange der helle Auftrag noch nass ist - mit Ultramarin und viel Wasser mit schnellen Pinselstrichen rechts der blaue 'Himmelton' aufgetragen. Ebenso links, jedoch etwas heller. Wenn Sie gedämpftere Farben lieben, geben Sie noch ganz wenig Siena gebrannt  hinzu. Die Farben sollen sich leicht am Papier mischen.
 

  Selbst für kleinste Mengen Farbe zum Abtönen sollten Sie die Farbe niemals direkt aus dem Näpfchen nehmen. Mischen Sie sie immer vorher mit etwas Wasser in einer Palettenvertiefung an - und erst von dort nehmen Sie eine kleine Menge mit der Pinselspitze auf.


Ein Flachpinsel mit scharfer Kante eignet sich hervorragend zum Anlegen von Linien, wie hier bei der hellen Dachkante.

Anschließend lege ich mit einer wässerigen, stumpfen Grünmischung den entfernten Wald an. Hierzu verwende ich eine Mischung aus dem (giftgrünem)  Phthalogrün mit Siena gebrannt. Da diese Mischung aber zu "rein" für den entfernteren Hintergrund ist, gebe ich noch ganz wenig Kobaltblau hinzu umso die Luftperspektive zu verstärken.

Ich male schnell und zügig, achte aber dabei darauf, das Dach sowie die mittigen Bäume und die Hütte links sauber auszusparen.
 

Einige Tropfen Gelb gezielt in die noch nasse, grünliche Farbe gesetzt, bewirken Ausblühungen, um Laubbäume und Sträucher anzudeuten. Bei dieser Aktion ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Die "Grundfarbe darf nicht zu nass - und nicht zu trocken sein. Das Gelb (oder auch hellgrün) darf wiederum auf gar keinen Fall deckend sein, darf aber auch nicht zu nass sein, da sich ansonsten die Ausblutung zu weit ausbreiten würde. Um diesen Effekt zu erleichtern, lege ich kurz das Papier flach.


Üben Sie das Ausbluten am besten vorher auf einem Rest Aquarellpapier.
 

Mit wässerigem Siena gebrannt und ein wenig vom noch vorhandenen Grünton mische ich ein helles Rotbraun und lege die Holzflächen des Hauses und der kleinen Hütte an.

Der Farbton kann ruhig etwas rötlich sein, später wird er durch eine schwache, blaue Lasur dann noch stumpfer, damit es dann altem, verwitterten Holz nahekommt.

Nun sollte Ihr Bild ähnlich wie hier aussehen.

Beachten Sie bitte die unregelmäßige Aussparung für die Sträucher rechts neben dem Haus. 
 
Nun mische ich ein warmes Grün aus Phthalogrün mit Siena gebrannt.
 

HINWEIS:
Selbstverständlich liegt es jedem frei, einen der vielen fertigen Grüntöne zu verwenden. Allerdings sind die meisten dieser Grüntöne kaum direkt zu verwenden, müssen also wiederum vermischt werden. Genau deshalb verwende ich seit Jahren nur mehr dieses intensive Phthalogrün (oder Chromoxydgrün feurig etc.) in Verbindung mit Siena gebrannt und erziele hiermit wunderbare, natürlichen Grüntöne....

Mit dünnem Indischgelb lege ich nun den Mittelgrund an und tupfe vorsichtig einige kleine, grüne Farbpunkte an den unteren Rand der noch feuchten Fläche. Wenn nun die Farbe zu intensiv verläuft (passiert manchmal), kann es mit einem "trockenem Pinsel" oder einem Papiertaschentuch vorsichtig wieder abgeschwächt werden.


Mit einem Fächerpinsel aus Borsten (teure Haarfächerpinsel sind dazu nicht geeignet) male ich nun eine Grasstruktur auf des trockene Papier im Vordergrund.

Dazu fülle ich den Pinsel satt mit der Farbmischung und lege ihn kurz auf einen feuchten Schwamm (oder Küchenkrepp), um überschüssiges Wasser wegzusaugen.
 

Anschließend lege ichich den Pinsel flach auf das Papier (siehe Abbildung) und drücke bzw. schiebe ihn ganz leicht etwa 3 bis 5mm nach Oben. Dabei achte ich darauf, dass ausreichend freie Flächen sichtbar bleiben und das Papier nicht zugemalt (zugeschmiert) wird. Auch sollte kein Muster (durch zu gleichmäßige Pinselauflage) entstehen.

Da die Vordergrundfläche sehr dominant ist, entschloss ich mich, nicht alles zuzumalen, sondern die Wiese nach unten frei auslaufen zu lassen. Ich persönlich mag zwar keine "Vignettenmalerei" (rundum auslaufende Bilder sind bei den meisten Aquarellmalern verpönt), jedoch ist ein Auslaufen nach einer oder maximal zwei Richtungen durchaus akzeptabel.

Nach dem Trocknen dieser Struktur legte ich eine sehr dünne Lasur aus Gelb und stellenweise Hellgrün (Gelb mit einem Hauch Grün) über diesen Bereich. Jetzt erst wirkt die Wiese lebhaft - aber nicht zu beherrschend.


Mit Preußischblau und Siena gebrannt mische ich nun eine lockere Mischung für die Nadelbäume im Hintergrund.

Ich beginne meist mit einem dünnen, senkrechten Strich für den Stamm - und male dann mit flotten, kurzen Querstrichen den ganzen Baum. Da an der Unterseite von Bäumen stets größere Dunkelheit herrscht, füge ich hier ein wenig mehr Preußischblau dazu. Das soll aber nur ganz schwach erkennbar sein.

Den Strauch rechts neben den Nadelbäumen male ich gleich, hier lasse ich oben (wo es immer heller ist) einen Tropfen Gelb ausbluten. Das vermischt sich wunderbar zu einem helleren Grünton.
 

Sie können jetzt, wenn Sie wollen, die "Dachpfetten" mit Abdeckflüssigkeit aussparen.

Recht praktisch für diese Arbeit ist eine Abdeckflüssigkeit in Plastikflasche mit dünner Kanüle (Masquepen aus UK, auch Schmincke bietet neuerdings Maskierflüssigkeit in Fläschchen an), da man hierfür keine Pinsel mehr benötigt.
 

Mit einem kleinen Pinsel und einer Mischung aus Kobaltblau und Siena gebrannt ziehe ich einige (wenige!) dünne Striche über das Holz, um Bretter anzudeuten.

Anschließend befeuchte ich die gesamte Holzfläche mit blau getöntem Wasser (Kobaltblau).
 

Solange das noch nass ist, trage ich unter der Dachkante einen schmalen Streifen der obigen Mischung für die Striche (Kobaltblau und Siena gebrannt) auf. Diese Farbe läuft nun ein wenig nach unten.

  Lassen Sie dabei ruhig Unregelmäßigkeiten zu und versuchen Sie nicht, "Ordnung" zu schaffen - denn solche scheinbare Ordnung zerstört die meisten Aquarelle.

 

Nach dem Trocknen kann die Maskierflüssigkeit vorsichtig abgerubbelt werden und einige Details bei Türen und Fenstern angebracht werden.
Übertreiben Sie aber dabei nicht - zu viele Details wirken meistens kindlich und dilettantisch.


Auch dem Misthaufen neben dem Haus gönne ich nun etwas Farbe. Siena gebrannt mit ein wenig Indischgelb ergibt ein leuchtendes Orange - fast genau wie "Lasurorange" - was wunderbar für den Misthaufen passt. Ganz unten in den Mist kommt noch ein Tropfen Preußischblau in das noch nasse Orange.

Den Weg deute ich ganz schwach mit Kobaltblau und etwas von dem Orange an, alles sehr, sehr stark verdünnt. Dabei lasse ich viel Weiß frei.

Nun ist das Bild fast fertig. Mich stört aber noch der rechte, etwas starke, grüne Keil des Vordergrundes. Hier werde ich nun (beispielhaft) korrigierend eingreifen.

Machen Sie das nicht nach, wenn Ihr Bild für Sie bereits stimmt...!
 

Ich befeuchte dazu mit einem Pinsel und reinem Wasser den Bereich, den ich abschwächen möchte und lasse das Wasser etwa 1 Minute einwirken.
Erst jetzt nehme ich mit einem kleinen, sauberen und nassen Schwamm (kann auch ein Viskoseschwamm sein) die angelöste Farbe vorsichtig weg.
 

Damit dieser Übergang nicht zu verwaschen aussieht, nehme ich mit einem Borstenpinsel etwas Farbe (ein schmutziges Gelb) auf und spritze ein wenig in diesen Bereich, um den Übergang ein wenig aufzubrechen.

  Das Spritzen soll aber nicht zum Selbstzweck werden und nur sparsam eingesetzt werden. Sicher kenn auch Sie Aquarelle, die nicht nur "zu Tode gemalt" - sondern auch "zu Tode gespritzt" würden.
Gespritzt werden sollte nicht, weil es vielleicht gerade "in" ist, sondern nur dort (und dort sehr sparsam), wo die Spritzer auch Sinn ergeben. Klarerweise ist das immer sehr subjektiv, ich will auch nur vor zu vielen Effekten warnen.

Ganz zum Schluss habe ich partiell noch einige Farben verstärkt, so habe ich den hinteren Wiesenbereich noch etwas mit sauberem Indischgelb überlasiert.
Mit einigen Strichen deute ich Stämme und wenige Gräser an. Hierzu kann eventuell auch ein spitzer Aquarellstift verwendet werden.
 


FERTIG!

Freilich - solche Demonstrations-Aquarelle werden nur ganz, ganz selten auch gute Bilder. Es sind halt nur Demonstrationsbeispiele....

Ich male sie tatsächlich nur, um hier die verschiedenen Schritte zu demonstrieren. Diese Übungen sollen jedem Nutzen bringen, egal ob man nun naturalistisch oder sehr frei malen möchte. Andererseits funktioniert das "freie, lockere Malen" meiner Meinung nach ohnehin erst dann, wenn man in der Lage ist, von der sog. "genauen" Malerei Unwesentliches wegzulassen oder zu vereinfachen.

 

Sie müssen sich nicht sklavisch an die von mir vorgegebenen Farben halten. Meine Farbvorschläge bringen jedoch garantiert stimmige Bilder, daher sind gerade Anfänger damit immer auf der sicheren Seite.
Verwenden Sie bei weiteren Übungen aber ruhig auch "Ihre" Farben. Wichtig dabei ist nur, dass das Ergebnis nicht zu bunt wird. Meist kommt man mit sehr wenigen Farben zu den besten Ergebnissen.....

Ich wünsche viel Erfolg und viel Spaß mit dieser Übung!


  
Wenn Ihnen mein Onlinekurs gefällt, würde ich mich über einen
Gästebucheintrag sehr freuen.