Wolfgang Baxrainer, Aquarelle und Malkurse Hier erfahren Sie alles, wirklich alles über die Aquarellmalerei - von den Grundlagen bis zu unglaublichen Praxis-Tipps und Tricks

Wichtige Grundlagen

Manche Hobbymaler, die über den Anfängerkurs hinaus sind, lächeln über sie, über die Pinselübungen. Zu Unrecht!

Kein Pianist lächelt über Tonleiterübungen und Fingerübungen. Selbst die größten Musiker üben dies täglich. Kein Sportler kommt ohne Training zu Erfolgen. Aber manche Maler glauben, darauf verzichten zu können. Eigenartig. Zugegeben - Training und Übung ist nicht immer lustig - aber wenn die Fertigkeiten dadurch verbessert werden, macht das Malen dann erst so richtig Spaß!
Das Beherrschen und Kennen unseres Handwerkzeuges - also Papier und Pinsel - ist die Grundlage des malerischen Erfolges. 
Erst, wenn Sie die verschiedenen Pinseltechniken wirklich meistern und gezielt einsetzen können, werden Sie Ihre eigenen Vorstellungen von Malerei umsetzen können. 
 

Pinselübungen

Diese Übungen sind unerläßlich, wenn Sie aquarellieren wollen. Opfern Sie auch dafür ein oder mehrere Blätter gutes Aquarellpapier (die Rückseite von misslungenen Aquarellversuchen tut's hier auch). Für die einfachen Pinselübungen reicht hier auch preiswertes Zeichenpapier.
Auch die Pinselhaltung ist eminent wichtig, um flott und locker malen zu können. Nutzen Sie jeden Rest von Aquarellpapier, um Ihre Pinseltechnik zu verfeinern bzw. zu festigen.

Die Pinselhaltung: 
Meistens hält man Pinsel ähnlich wie Kugelschreiber. Das ist für "normale" Malvorgänge auch völlig in Ordnung. Ich habe jedoch für mich festgestellt, wenn ich den Pinsel weiter oben halte, verändert sich meine Malweise - sie wird lockerer.

Bei flächigen, breiten Farbaufträgen mit dem Rundpinsel wird von Anfängern sehr oft der Pinsel zu steil gehalten. Bewegen Sie hierzu den Pinsel eher schräg und mit etwas Druck über das Papier. Sie tragen die Farbe mit dem Pinselkörper - nicht mit der Spitze auf. Nur so erhalten Sie streifenfreie Flächen.

 

Ganz anders verhält es sich bei der Granuliertechnik (Trockenpinseltechnik). Aber Achtung: Für diese Technik ist glattes (satiniertes) Papier nur bedingt geeignet, besser ist leicht gekörntes oder raues Papier. Selbst zum Üben sollten Sie also Aquarellpapier verwenden. 
Zur Technik: Füllen Sie den Pinsel satt mit Farbe und streichen ihn etwas aus, damit die Farbe nicht tropft. Der Pinsel muss nun fast waagrecht, parallel zur Malfläche gehalten werden. Legen Sie den Pinsel am Besten neben das Papier und greifen Sie ihn von Oben mit vier Fingern. 

Nun setzen Sie den Pinsel ganz leicht an (nicht aufdrücken, der Pinsel darf nur ganz leicht die Oberfläche des Papiers berühren) und ziehen Sie mit vorsichtig zügig der Papieroberfläche entlang und heben ihn dann (siehe Foto links) mit leichtem Schwung nach oben an.
Um befriedigende Resultate und nicht nur Zufallsergebnisse zu erzielen, werden Sie gerade diese Technik sehr oft üben müssen.

Die Trockenpinseltechnik ist hilfreich zur Darstellung von glitzerndem Wasser, rauen Putz, borkige Baumrinde, aber auch für Gräser, Bäume Büsche usw. 

Manchmal benötigt man spezielle Pinsel, wie "Linierer" (Schlepper) oder sog. "Mantelpinsel". Diese setze ich gerne für grafische Elemente, dünne Linien, feine Äste und Zweige etc. ein.

Dazu ein Tipp: Nehmen Sie diesen Pinsel ganz locker nur zwischenDaumen und Zeigefinger - und relativ weit oben. Halten Sie den Pinsel auch nicht zu fest - gerade so, dass er nicht den Fingern entgleitet. Ziehem Sie nun den Pinsel "schleppend" über das Papier. Dabei bewegen Sie die ganze Hand, den ganzen Arm! Das ist wichtig, denn sonst werden Sie niemals feine Striche ziehen können. 
Jetzt erst werden grafische Elemente richtig locker, unverkrampft und frei. Üben Sie das unbedingt.


Flachpinsel wiederum bewegt man meist ziehend über das Papier.

Aber auch hier gibt es Ausnahmen, da sich auch diese Pinsel sehr gut für die "Granuliertechnik" nutzen lassen. 
Dazu legt man - ähnlich wie beim Rundpinsel - den gut mit Farbe gefüllten Pinsel leicht auf das Papier, greift ihn von oben mit vier Fingern und lässt den Pinsel der Papieroberfläche entlang gleiten um ihn schließlich mit leichtem Schwung nach oben abzuheben.

Diese Technik ist gut geeignet, um raue Oberflächen wie alter Putz, aber auch Baumrinden darzustellen.

Nutzen Sie die Eigenschaften der verschiedenen Flachpinsel auch zum Anlegen scharfkantiger Flächen, geschwungenen, breiten Linien oder auch zum Malen mit der Pinselkante. Die folgenden Übungen sind auf jeden Fall hilfreich.

   


Weitere nützliche Pinselübungen:

Auch wenn Sie nur wenige Minuten Zeit haben, oder vielleicht auf das Trocknen einer eben angelegten Fläche warten - üben Sie und lernen Sie Ihre Pinsel kennen. 
Eine sehr einfache, aber nicht leichte Übung ist, mit dem Pinsel zu schreiben. Es geht dabei nicht um Schönschrift oder Lesbarkeit, sondern nur darum, den Pinsel leicht und locker zu führen. Versuchen Sie, irgendwelche Namen schnell und in einem Zug zu schreiben. Sie werden sehen, das ist nicht so einfach. Versuchen Sie es aber immer wieder....

Die folgenden Übungen sind wirklich nützlich. Vielleicht legen Sie sich ein eigenes Übungsblatt an und schreiben Sie eine kurze Bemerkung über die angewandte Technik dazu. Der verwendete Farbton ist übrigens absolut nebensächlich.

Kurze Striche, teilweise leicht überlappend. Unten führte ich die Striche nur mit gelb getönten Wasser aus.

Kurze Striche, mit heller Farbe oben begonnen, nach unter dunkler werdend.

Kurze Striche, unten begonnen - und dann ohne neue Farbe aufzunehmen mit schwächer werdenden Pinsel nach oben weiter gestrichelt.

Kleine, unregelmäßige Kreuze. Achten Sie darauf, dass die Kreuze nicht alle die gleiche Richtung haben...

Kleine, unregelmäßige Kreuze in unterschiedlichen Farben, die leicht ineinander verlaufen. Für Blattwerkdetails geeignet.

Hier wird nur mit der Pinselspitze auf das Papier getupft. Von unten nach oben - ohne neue Farbe aufzunehmen.

Mit gut gefülltem Pinsel lockere Pinselabdrücke erzielen. Nicht ganz einfach.

Mit feinem Pinsel oder Linierer (auch Schlepper oder Schriftenpinsel genannt) feine Schraffuren anlegen. Hier geht es nicht um Genauigkeit, sondern ausschließlich um die Lockerheit der Pinselführung.

Wenn Ihnen mein Onlinekurs gefällt, würde ich mich über einen Gästebucheintrag sehr freuen.