Wolfgang Baxrainer, Aquarelle und Malkurse Hier erfahren Sie alles, wirklich alles über die Aquarellmalerei - von den Grundlagen bis zu unglaublichen Praxis-Tipps und Tricks

Welches Format? Welches Papier?

Laufen erhalte ich E-Mail mit Fragen zum Papier. Welches Papier für den Anfang? Viel dreht sich auch um das Papierformat, von Postkartengröße bis zum Ganzbogenformat von etwa 105x75cm....

Aquarellpapier Format:

Bisweilen hört man, dass gute Aquarelle eine Mindestgröße von 40 x 50 cm haben müssen. Das ist ausgemachter Blödsinn!
Die Bildgröße hängt vom Motiv und vor allem von den individuellen, also von Ihren Vorstellungen ab. Allerdings auch von den eigenen Fähigkeiten und Können, da große Flächen doch mehr Sicherheit und Erfahrung erfordern.
Ubrigens malten bzw. malen viele große Künstler (von Carl Spitzweg bis William Turner) vorzugsweise in kleineren Formaten. Auch heute, so malt beispielsweise der Taiwanese Chien Chung Wei (ich schätze ihn sehr) die Mehrheit seiner Aquarelle in seinen bevorzugten Formaten 9x12 Zoll (23x31cm) oder 10x14Zoll (26x36cm). 

Tipp: Beginnen Sie am besten mit dem Format 30x40cm - und nicht kleiner. Warum? Bei kleinen Formaten fällt das "Schwindel" leichter, man betrügt sich also oft unbewusst selbst - und lernt dabei weniger. Aber, letztlich müssen Sie sich beim Malen wohlfühlen!"

Meine Lieblingsformate sind etwa 31x41cm bei Arches, bei Ingres 32x42cm oder 37x48cm, manchmal auch größer. Nebeneffekt: Ich verkaufe nach wie vor sehr gut, überwiegend im Format 32x42cm, da in den Wohnungen für große Aquarelle oft zu wenig Platz ist... 
    

Welches Papier?

Wenn Sie Anfänger sind, dann sparen Sie bitte niemals beim Papierkauf. Einfach deshalb, weil es sich auf gutem Papier wesentlich besser malt. Meine Papierempfehlung finden Sie auf der PDF-Seite "Materialempfehlungen". Diese Seite öffnet in einem neuen Fenster und kann man auch downloaden. Für Einsteiger empfehle ich immer mittelraues Papier (Grano Fino bzw. Grain Fin). Das passt an sich für alle Motive - ist ein Universalpapier.

Leider sind die guten und preiswerten Papiere aus England (The Langton, Bockingford etc.) in Deutschland und Österreich kaum erhältlich.
Malen Sie aber schon länger und kommen mit Ihrem Papier gut zurecht - dann bleiben Sie dabei! Letztlich müssen ja Sie mit dem Papier zurande kommen - und nicht der Dozent, beispielsweise...

Meine Lieblingspapiere sind: Arches (oder Saunders Waterford) Rough oder Grano Fino und, aufgezogen (aufgeleimt) auf Holzplatten Inges-Papier 130 g/m² von Arches oder auch 150g/m² von Hahnemühle. Auch Arches 180g/m² in Bogen oder Rolle eignet sich ganz hervorragend zum aufleimen!

Ich behaupte: Wenn man einmal auf perfekt aufgeleimtem Papier gemalt hat, will man nichts mehr anderes!
  

Das Aufziehen (aufleimen) des Papiers:

Wie oben erwähnt, ziehe ich mein Papier auf Spanplatten auf. Beidseitig, damit sich die Platte nicht zu leicht verziehen kann. Dazu verwende ich seit fast 40 Jahren Tapetenkleister. Versuche mit verdünntem Eiklar waren für mich nicht zufriedenstellend.

Jeder, der nun ein Patentrezept erwartet, irrt.

Das kann es auch nicht geben, gibt es doch zu viele unterschiedliche Arten von Tapetenkleister. Methylan, Vlies, Pufas, Sycofix, Tesa, Glutolin - um nur einige zu nennen. Und das noch in verschiedenen Stärken, je nach Schwere der aufzuklebender Tapete, also "Normal", "Spezial", "Instant" usw.

Es ist im Prinzip vollkommen egal, welchen Tapetenkleister Sie verwenden - Sie müssen nur vorher Testleimungen durchführen, um festzustellen, ob die Leimung zu schwach - oder zu stark ist. Obwohl ich "meinen" Leim seit Jahren kenne, mache ich dennoch sicherheitshalber Tests. Ich richte mir auch immer gleich mehrere Liter Tapetenkleister an, meistens reicht die Menge dann gut ein Jahr lang.
Fertig angerührten Tapetenkleister bewahre ich in großen Einweckgläsern auf. Diese werden "kopfüber" gelagert, um jegliche Luftzufuhr zu verhindern. So aufbewahrt, hält sich der fertige Kleister jahrelang!

Natürlich ist das Aufziehen loser Blätter mit Arbeit verbunden. Wenn man aber einmal auf derart aufgeleimten Papier gemalt hat, möchte man das nie wieder missen. Wetten? Und da ich immer mindestens zehn Platten (beidseitig) aufziehe, geht das dann wieder relativ schnell. Ich habe allerdings auch einige Übung darin...
 

Vorbereiten der Holzplatten:

Wichtig sind die passenden, vorbereiteten Holzplatten. Ich verwende hauptsächlich zwei Größen, 35x47 cm (8mm Pappel-Sperrholz) und 43x52 cm (10 mm Pappelsperrholz). Bei neuen Platten werden die Kanten und Ecken mit Schleifpapier leicht gerundet, um Kratzer und Papierverletzungen zu vermeiden. Dann wässere ich die Platten leicht. Beim anschließenden Trocknen stellen sich die Holzfasern leicht auf, anschließend wird mit feinem 180-er Schleifpapier glatt geschliffen.
Nun streiche ich mit einem breiten Pinsel (keine Rolle!) die Platten mit einer stark verdünnten (etwa 1 Teil Farbe, 1 Teil Wasser), weißen Dispersionsfarbe beidseitig ein. Nach dem vollständigen Durchtrocknen werden die Platten nochmals leicht glatt geschliffen - und sind nun bereit zum Aufziehen des Papiers.
Der Vorteil dieser Vorbereitung: Der Tapetenkleister dringt nicht zu tief ins Holz ein, das Papier lässt sich leichter lösen. UND: Das aufgezogenen Papier wirkt weißer, da durch den milchige Dispersionsanstrich die Holzmaserung nicht mehr durch das dünne Papier durchscheint. Besonders wichtig bei 90 oder 100 g/m² Papieren....

Tapetenkleister anrichten:

Ich verwende Methylan "normal", und nehme auf einen Liter Wasser etwa 2 gestrichen Esslöffel Leim. Kurz durchrühren und stehen lassen. Nach etwa 1 Stunde nochmals kurz durchschlagen bzw. stark durchrühren (ich mache das immer mit der Hand) und soweit mit Wasser verdünnen, bis der Leim etwa die Konsistenz von Sahne hat - eventuell etwas dünner für das Inges-Papier.
Danach unbedingt Probeaufstriche (ich verwende Abfallstreifen des Inges- bzw. Arches-Papiers) machen und 24 Stunden trocknen lassen. Eine kleine Ecke des Papiers bleibt zum leichteren Ablösen leimfrei. Das Papier soll sich nach dem Trocknen relativ leicht, jedoch nicht zu leicht, von der Platte lösen. Ansonsten muss die Konsistenz angepasst - und weitere Proben angefertigt werden.

Auf aufgezogenem (aufgeleimten) INGRES-Papier male ich bereits seit über 40 (!) Jahren. Früher gab es dieses hervorragende Papier nur in 90 g/m² Stärke, selten auch mit 130g/m² von Daler-Rowney. Ein befreundeter Aquarellist aus meiner Heimat (Eduard Schmegner) empfahl es mir damals wärmstens.
Auch das dünne (185 g/m²) ARCHES verlangt nach Aufleimung auf Spanplatte, würde es sich ansonsten doch viel zu stark wellen. Beide Papiere gibt es in Großbögen (ARCHES auch in Rollen) zu kaufen, und wird dann von mir in meine üblichen Formate gerissen.
  

Papier aufziehen:

Das Papier wird nun mit einem breiten Pinsel satt eingestrichen. Einige Minuten warten, bis sich das Papier leicht ausdehnt. Wenn nötig, nochmals gleichmäßig nachstreichen. Tipp: Ich lasse immer die Ecken ein wenig frei, um später das Papier leicht abziehen zu können.

  • Das feuchte Papier wird nun vorsichtig auf die Holzplatte gelegt und von der Mitte aus mit einem weichen, sauberen Tuch (oder einer Bürste) glattgestrichen.
  • Um zu verhindern, dass sich bei sehr nasser Malweise das Papier an den Ecken abhebt, klebe ich ringsum ein glattes Kreppband. Dies hat sich bei mir seit vielen Jahren bestens bewährt.
  • Nicht vergessen, die Rückseite ebenfalls zu bekleben. Bei meinen Platten ist jeweils eine Seite mit Ingres - die andere Seite mit Arches beklebt. Da ich ja meist auf meiner speziellen Aquarell-Staffelei arbeite, bleibt die Rückseite auch ohne Unterlage vollkommen unbeschädigt.
  • Nun lasse ich die aufgezogenen Platten mindestens 5 bis 6 Stunden trocknen, bevor ich darauf male, denn auf nicht durchgetrocknetem Papier verändern sich die Farben und auch deren Misch- und Verlaufseigenschaften.


Nach dem Malen, wenn das Papier wieder gut trocken ist, entferne ich zuerst vorsichtig das Kreppband, indem ich es in schrägem Winkel abziehe. Danach fahre ich mit einem stumpfen Messer (noch besser einer Spachtel) unter eine Ecke und kann das Papier leicht ablösen.

Bei Problemen:

Es kann vorkommen, dass sich das Papier wegen zu starker Leimung nicht so leicht vom Holzbrett löst. Wenn Sie eine Ecke anheben können, habe Sie schon gewonnen: Dampfen Sie kurz mit einem Dampfbügeleisen (es gibt sehr praktische, kleine Dampfbügler für unterwegs) auf die Unterseite des Papiers. Wenn Sie dies einige Male tun und das Papier dabei leicht anheben, lässt es sich tatsächlich ganz leicht - und ohne jeglichen Farbverlust - lösen. Auf einer Reise musste ich mal das fertige Bild kurz in die Sauna stellen, was natürlich auch die Farben etwas schwächte. Seither habe ich immer einen kleinen "Reisedampfer" mit dabei...

Sollte sich nach so einer Tortur das Papier leicht wellen oder rollen, streich ich die "Leimseite" kurz mit Wasser ein (Leim ist ja noch ausreichend drauf) und klebe das Blatt auf eine Resopal- oder Glasplatte. Nach dem Trocknen löst sich das Papier ganz von alleine und ist glatt - wie gebügelt.

 

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