Wolfgang Baxrainer, Aquarelle und Malkurse Hier erfahren Sie alles, wirklich alles über die Aquarellmalerei - von den Grundlagen bis zu unglaublichen Praxis-Tipps und Tricks

Dies und das - und jede Menge Fragen

Obwohl es auf meinen Seiten einen eigenen Menüpunkt "FAQ" gibt und diese Rubrik auch laut Statistik eine der am meisten besuchten meiner Homepage ist, wird offenbar dort vieles nicht gefunden. Einige der folgenden kurzen Statements bzw. Erklärungen sind Ihnen vielleicht bereits bekannt, da sie an anderer Stelle schon mal behandelt wurden. Hier nun meine sehr persönlichen Empfehlungen/Meinungen dazu:

Menschen im Aquarell...

Wie Sie bei vielen meiner Bilder sehen, setze ich gerne Menschen bzw. „Figuren-Kürzel“ in meine Aquarelle, da dadurch Bilder belebt werden können. Natürlich auch bei Stadtszenen, denn Städte ohne Menschen wirken immer ausgestorben und tot.  Allerdings muss man auch bei Figuren die Perspektive beachten, denn sehr oft werden sie falsch ins Bild integriert.

Es gibt einige ganz brauchbare Hilfen zu diesem Thema, der in den USA lebende Aquarellist Tony van Hasselt "baut" seine Menschen schon seit vielen Jahren mit Hilfe von Buchstaben in seine Bilder. Hier habe ich für Sie einen LINK zu diesen "UWO`s" gefunden. Der Maler Bob Davies entwickelt seine Figuren nach einem Strichmännchen–Gerüst, auch das funktioniert super. Andere wiederum konstruieren ihre Personen in der Art, wie man sie von Entwürfen in Modemagazinen kennt.
Bei allen Methoden ist es wichtig, dass die Proportionen stimmen ,und dass man den Figuren keine zu großen Köpfe malt, damit sie nicht wie Marsmännchen in der Landschaft stehen. 

In vielen meiner Videos zeige ich, wie man das macht. Es ist an sich recht einfach, dennoch werde ich bald ein eigenes Videotutorial "Menschen im Aquarell" erstellen.
 

Die Verdichtung:

Ein gutes Bild hat einen Höhepunkt, einen Blickpunkt, zu dem das Auge automatisch hingezogen wird. Fast jedes Motiv wirkt - insbesonders, wenn man direkt vor der Natur malt – durch seine Fülle von Informationen, Formen und Farben oft sehr verwirrend. Es wirken ganz einfach zu viele Eindrücke auf uns ein. Wir als Maler haben nun die Aufgabe, zu vereinfachen und zu verdichten, die Natur zu unseren Gunsten zu verändern. Motive, wie eine Dachlandschaft mit ihren unzähligen Dächern, eine Ortansicht mit vielen Häusern, oder eine durch Wiesen und Felder geformte Landschaft braucht einen Höhepunkt, um spannend und klar zu wirken. Gerade bei Feldern und Wiesen würden zu viele Details wie Gräser, Blumen den Betrachter vom Hauptmotiv ablenken.

Wenn man sich aber nur auf einen bestimmten Teil der Dachlandschaft, des Ortbildes oder der Feldlandschaft konzentriert und nun diesen Ausschnitt „hervorholt“, bekommt das Bild ein optisch-magnetisches Kraftfeld und wirkt lebendig. Dieses „Hervorholen“ kann auch durch farblich strukturelles oder proportionales Übertreiben geschehen, wobei man die Elemente gegen den Bildrand hin immer auflösender behandeln kann. Zum Hauptmotiv weisende Flächen und Linien können diesen Eindruck noch zusätzlich verstärken. All das darf aber nicht zu vordergründig und konstruiert wirken, sonst kann der gegenteilige Effekt eintreten.
  

Die Wirkung der Farben:

Wie in ich in den Grundlagen und bei der "Farbperspektive" schon beschrieben habe, kann man mit Farben hervorragend Tiefe und Perspektive erzeugen: 

  • Blau wirkt kalt und zurückziehend
  • Grün ist eine „stehende“ Farbe und sollte ungemischt niemals eingesetzt werden
  • Rot und Gelb sind Strahlfarben, die „nach vorne“ wirken und Nähe vermitteln

Grundsätzlich gilt:
Je weniger Farben man für ein Aquarell benutzt, desto mehr Stimmung wird das Bild ausstrahlen und desto geschlossener wird es wirken. Das Malen mit reduzierter Palette hat bereits der spanische Maler Diego Velázquez praktiziert und gelehrt. Diese "Velázquez-Palette" (Ultramarinblau, Siena gebrannt und Siena Natur bzw. Ocker lasierend) garantiert immer absolute Farbharmonie.
Wenn man dann zusätzlich eine neue Farbe verwenden möchte, dann sollte sie unbedingt auf anderen Bildteilen in gemischter oder auch ungemischter Form wieder vorkommen. Nur dann wird ein Bild auch mit mehreren Farben noch eine einheitliche Stimmung haben.   
  

 

Die Transparenz:

Ein Aquarell darf nicht „totgemalt“ werden. Das Papier sollte an jeder Stelle noch durchleuchten.  Dies kann man einerseits durch einen sehr sicheren, farblich stimmigen einmaligen Farbauftrag erreichen – oder aber durch mehrere, sich überlappende, lasierende Flächen.
Aber Achtung:
Beim Lasieren sind Trockenpausen unbedingt notwendig, denn nur über eine vollständig getrocknete Fläche kann wieder ein neuer Farbauftrag gelegt werden, Dabei muss freilich peinlichst darauf geachtet werden dass das Papier noch durchschimmert. Bei geschickter Mehrfachlasur kann der Transparenzeffekt sogar noch gesteigert werden und ein Bild richtiggehend zum Leuchten bringen.

Unabdingbar sind dafür transparente Aquarellfarben, da macht sich dann auch sofort die Leuchtkraft von höherwertigen Farben bemerkbar. Die Farbpigmente sind ganz einfach feiner gerieben und strahlen wesentlich mehr als Billigfarben.
Deckende Farben wie die meisten Ockertöne, aber auch Kadmiumfarben sind zum Lasieren nicht wirklich geeignet. Sicher, Könner können auch damit umgehen, wenn man aber noch ungeübt ist, wird das Ergebnis meistens stumpf und tot wirken.
 

Das Aussparen oder "Negativmalen":

Neben dem transparenten Farbauftrag ist für mich das Stehenlassen von Papierweiß das markanteste Kennzeichen des Aquarells. Ausgespartes Weiß kann die wichtigste „Farbe“ eines Bildes sein und adelt jedes Aquarell.

Aber nicht nur Weiß spart man aus, sondern auch die Lasurschichten im Bild bereits  vorkommenden Farben kann man aussparen und somit deren transparente Wirkung erst erzeugen und verstärken. Dies bedeutet allerdings ein gutes Maß an Vorausschauen. Wenn man im Hintergrund z.B. eine Silhouette andeuten will, legt man zuerst eine gleichmäßige Fläche an. Erst wenn dieser Farbauftrag getrocknet ist, zieht man eine (oft komplementäre) andere Farbe flächig gegen die Silhouette und rahmt sie damit negativ ein. Auf dieser Art kann mit dem Hintergrund der Vordergrund  verstärkt und gleichzeitig eine dritte Fläche erzeugt werden (Negativmalerei).

Dieses Verfahren wird von vielen Malern sehr oft angewendet und gehört zu den charakteristischen Techniken ausdrucksvoller, zeitgenössischer Aquarellkunst. Sehr oft wird diese Technik bei Fenstern, Schornsteinen, Bäumen, Zäunen, Steinen usw. angewendet. Aber auch bei  silhouettenhaften Hintergrundformationen (Wälder, Hügel, Berge) kann man diese Technik einsetzen.
Was mit diesem Thema an sich nichts zu tun hat (und was ich persönlich auch nicht so mag), ist die sogenannte "Vignettenmalerei". Diese sieht man oft bei Blumenbildern, manchmal auch bei Landschaftsveduten. Das sind Aquarelle, bei denen rund um das Motiv das Papier unbemalt bleibt. Aber wie so vieles ist auch das Geschmackssache , ich werde niemand davon abhalten, denn die Freude an der Malerei soll stets im Vordergrund stehen.

Achtung:
So wirkungsvoll das Aussparen auch sein mag, wenn man die Negativmalerei zu oft bzw. regelmäßig verwendet, insbesonders bei Bäumen oder Objekten im Vordergrund, wirkt dies schnell banal und langweilig.

 

Diese Reihe wird fortgesetzt...