Bild Endkontrolle
Besser wäre eigentlich das Wortkonglomerat "Bild-Vor-Endkontrolle". Was meine ich damit?
Nun, ich warne in jedem meiner Kurse, praktisch bei jedem Bild, davor, das Bild nicht "totzumalen" und empfehle das rechtzeitige Aufhören. Nur – wann ist "rechtzeitig", wann soll man stoppen? Das ist die Frage, die sich jeder Aquarellist stellt und für die es keine allgemein gültige Aussage gibt. Auch ich – und alle meine Kollegen haben und hatten schon Probleme damit. Niemand will sein Bild bewusst zerstören, und doch passiert es immer wieder, meistens ziemlich zum Schluss, dass noch einige, oft wenige Striche zur Abrundung oder Verbesserung hinzugefügt werden – und schon ist es passiert: das Bild wurde "verschlimmbessert".
Ich empfehle immer wieder, dass man aufhören soll, bevor man dem Bild noch den letzten Pfiff geben will. Und ich rate weiter zu räumlichen und zeitlichen Abstand. Beides wird meistens – und leider oft auch von mir – im Eifer des Malens missachtet.
Der erste Punkt wäre ja so einfach. Man soll einfach öfter das eigene Bild aus einigem Abstand betrachten. Zwei, drei Schritte zurücktreten, eventuell sich eine Minute mit Anderem beschäftigen – und dann das eigene Bild gezielt anschauen. Bei architektonischen Motiven ist es oft sehr hilfreich, das Bild umzudrehen, also am Kopf stehend zu betrachten. Da fallen eventuelle Ungereimtheiten viel schneller auf.
Bei Punkt zwei wird es etwas schwieriger. Denn meistens sind wir ja versucht, das Aquarell fertig zu malen, abzuschließen. Und genau das sollten wir nicht tun. Wenn Sie das Gefühl haben, das Bild braucht noch ein paar Details – hören Sie bitte auf und legen das Bild weg. Am besten für einige Tage. Warum das?
Fast alle meine Schüler und Studenten machen hier den gleichen Fehler. Sie stellen das (manchmal noch unfertige) Bild an einen Platz, wo man es immer wieder sieht, um Fehlendes zu lokalisieren und auch um Fehler festzustellen. Meist im Wohnzimmer. Und das funktioniert nicht. Denn wir gewöhnen uns recht schnell an den Anblick und geben uns oft vorschnell zufrieden.
Wenn man aber das Bild für einige Tage weglegt (zumindest über Nacht), hat man einen freieren, offenen Blick auf das Aquarell. Oft weiß man dann gar nicht mehr, was man eigentlich nach daran machen wollte – oder man sieht sehr genau, was noch fehlt. Stellen Sie sich dabei folgende drei Fragen:
- Passt die Stimmung und Atmosphäre?
- Ist das Bild ausdrucksstark genug?
- Wird man als Betrachter zum Hauptmotiv "geführt"?
Häufig stellt man aber auch fest, dass alles passt und man nichts mehr am Bild ändern sollte.
Denken Sie daran, nur Ihr Bild ist wichtig – nicht die Vorlage, nicht das Foto und auch nicht die Realität. Ihr Aquarell muss das zeigen, was Ihnen am Motiv wichtig erschienen ist bzw. wichtig ist!