Wolfgang Baxrainer, Aquarelle und Malkurse Hier erfahren Sie alles, wirklich alles über die Aquarellmalerei - von den Grundlagen bis zu unglaublichen Praxis-Tipps und Tricks

Nicht für Anfänger!

Nicht für Anfänger - warum nicht?

Klar weiß ich, das auch Anfänger diese  Seite besuchen. Dennoch wäre es wichtig, wenn sich Aquarell-Einsteiger (oder Umsteiger) zuerst die Grundlagen in meinem Onlinekurs verinnerlichen würden. Ich sage es noch einmal: Lesen alleine ist zu wenig! Wenn man beispielsweise Bücher über das Geigenspiel liest, wird man noch nicht Geigenspielen können. Selbst wenn man die Bücher auswendig lernt. Und genau so verhält es sich mit der Aquarellmalerei.
Zuerst also die Grundlagen durcharbeiten, dann erst die Übungsbeispiele und die Step-by-Step Lektionen. Die folgenden kurzgefassten Tipps sind erst dann hilfreich, wenn man sein "Handwerkszeug" schon einigermaßen beherrscht.

Kurzgefasste Tipps und Techniken zum Aquarell.

Diese Kurztipps sollen uns (ja, auch mir) immer wieder ganz wesentliche und wichtige "Regeln" in Erinnerung rufen, auf die man im Eifer des Malens allzu leicht vergisst. Diese Regeln habe ich mir in über 60 Jahren des Malens zum Teil selbst angeeignet, aber auch über den Austausch mit vielen Malerkollegen und natürlich auch von den großen, legendären Aquarellisten wie John Pike, James Fletcher Watson, Edward Wesson, Trevor Chamberlain, Edward Seago u. A. übernommen.
Eigentlich nichts Neues – denn diese Regeln oder "Gesetze" gab ist immer schon und sind heute noch genau so wichtig und gültig, wenn Sie ernsthaft aquarellieren möchten.

Himmel

  • Ein blauer Himmel erscheint gegen den Horizont immer heller und dunstiger. Stellen Sie sicher, dass Sie den gleichen Effekt in Ihrer Malerei erzielen.
  • Wenn Sie beim Malen eines grauen, bewölkten Himmels die grauen Wolkenbereiche und eventuelle weiße Lücken in den oberen Bildabschnitt setzen, steigern Sie den Eindruck der sogenannten Luftperspektive enorm.
  • Lasuren: Eine oder mehrere transparente Lasuren können die Wirkung von grauen Gewitterwolken eindrucksvoll verstärken.
  • Schwache, aufgelöste oder „zerrissene“ Wolken bei Aquarellen mit Bergen steigern automatisch die atmosphärische Wirkung.
  • Wenn Sie beim Malen des Himmels zu viel Wasser verwenden, kann der Farbauftrag schnell außer Kontrolle geraten. Solange das Blatt noch nass ist, hilft meistens kurzes Schwenken und Kippen gegen solch ungeplanten „Regenhimmel“.
      

Landschaftsbilder

  • Verzichten Sie möglichst auf unnötige Details in einer Landschaftskomposition. Sie erreichen dadurch eher die angenehme Balance zwischen den verschiedenen Elementen Ihres Motivs.
  • Definieren Sie einen Schwerpunkt („Hauptdarsteller“) in einer Landschaft, denn dieser gibt dem Gemälde die richtige Balance.
  • Bereits bei der Auswahl eines Motivs ist es immer ratsam, sich das „fertige Bild“ zuerst im Kopf vorzustellen.
  • Vermeiden Sie als Anfänger komplizierte Themen bei der Landschaftsmalerei.
    Aber auch wenn Sie schon viel Erfahrung haben, kann ein einfaches Motiv sehr oft zu einem besseren Ergebnis führen.
Viele Landschaften können mit einem Drei-Farbsystem von Ultramarinblau, Siena Gebrannt und Siena Natur gemalt werden. Dieses einfache System der „Reduzierten Palette“ wird Ihnen mit Sicherheit helfen, Ihre Fähigkeiten besser zu entfalten und dabei eine wohltuende Farbharmonie zu erzielen. Es spricht nichts dagegen, wenn Sie später eventuell noch eine oder zwei weitere Farben dazunehmen…

  

Bäume und Sträucher

  • Machen Sie sich vor dem Malen mit der“ Anatomie“ der verschiedenen Baum-Arten vertraut. Beachten Sie bei voll belaubten Bäumen die große Form (wird oft vernachlässigt). Zeichnen Sie unbelaubte Bäume im Winter.
  • Malen Sie zuerst das Laub. Mit kühnen Pinselstrichen mit dem „Pinselbauch“ malen Sie das Laub zügig auf das Papier. Gestalten Sie den typischen Umriss der Baumkrone mit lockerer, schwungvoller Pinselführung.
  • Fügen Sie den Stamm und die Äste dazu, während das Laub noch feucht ist. Dadurch werden die Zweige effektive in die Farbe der Blätter integriert.
  • Schätzen bzw. vergleichen Sie gewissenhaft die Masse und die Dicke des Stammes und der Äste. Dies wird sehr häufig unterschätzt. Vermeiden Sie trompetenförmige Übergänge des Baumstammes zum Boden. Ein typischere Anfängerfehler.
       

BERGE

  • Berg Szenen und Gebirgsmotive sind immer eine starke Inspiration, aber auch enorme Herausforderung für den Maler, besonders aber für den Aquarellisten.
  • Bei felsigen Bergen versuchen Sie, die Granuliertechnik dezent einzusetzen. Dafür eignet sich natürlich ein raues oder mittelraues Papier am besten. Ich verwende dafür sehr gerne Arches oder Saunders Waterford.
  • Eine Gebirgskette kann entweder ein Thema für sich sein, oder gibt einen dramatischen – oder ergänzenden Hintergrund zu einem Hauptmotiv. In diesem Fall muss jedoch beachtet werden, dass die Berge nicht zu sehr dominieren und unserem "Hauptdarsteller" die Show stehlen....
  • Vermeiden Sie harte Kanten beim Malen ferner Berge. Sie schauen effektiver aus mit weichen, leicht diffusen Konturen, wie sie durch das „ausbluten“ entstehen (siehe Grundlagen).
       

WASSER UND SPIEGELUNGEN

  • Bei Spiegelungen in ruhigem Wasser:
    Denken Sie an die Regel, dass die Spiegelung eines Objektes immer von seiner Basis gemessen wird - auch wenn diese nicht im Bild sichtbar ist.
  • Wollen Sie ein Motiv mit Wasser malen, dann suchen sie Elemente, die eine effektvolle Spiegelung geben, um die Wirkung des Wassers zu steigern. Dramatisieren Sie dabei aber die Spiegelung nicht und malen Sie mit ruhigen, zusammenhängenden Pinselstrichen!
  • In einer ruhigen Wasserspiegelung eines bewölkten, sonnigen Himmels, finden Sie im Wasser immer die Farben den Himmels und die Farben und Dunkelheitswerte der Umgebung wieder..
  • Übertreiben Sie auf gar keinen Fall bei den gemalten Motiv-Details und deren Reflexionen.
      

Häuser in der Landschaft

  • Die überlegte Komposition von Gebäuden im Bild, gibt dem Bild oft mehr Charme und Harmonie, als die Gebäude selbst. Wenn in der freien Natur gemalt wird, ist sehr oft die Wahl des richtigen Standortes ausschlaggebend. Ansonsten ist etwas schwindeln immer erlaubt. Ein Meister der Komposition - und des Schwindelns war übrigens der große englische Maler William Turner.
  • Gebäude und Objekte heben sich besonders gut vor dunklem Hintergrund ab, verstärken Sie also den Hintergrund wenn möglich. Hier sind Kontraste sehr wichtig.
  • Auch wenn Sie sehr schnell arbeiten, versuchen Sie die Reihenfolge des Farb- und Strukturauftrages einzuhalten. (Siehe Grundlagen)
  • Beim Malen von Gebäuden in der Landschaft gibt in keine Notwendigkeit, allzu präzise zu sein. Zu sehr ins Detail zu gehen, wird die Wirkung des Bildes nicht steigern. Oft genug erreichen Sie damit nur das Gegenteil. Das ändert sich klarerweise, wenn das Gebäude das Hauptmotiv ist.
      

Häuser in der Stadt oder in Dörfern

  • Stark variierende Tonwerte spielen bei der Darstellung von Gebäuden in einem städtischen Umfeld eine entscheidende Rolle. So ist es außerordentlich wichtig, von Anfang an die Abstufung der Töne im gesamten Bild zu planen (Tonwertskizze!).
  • Grafische Linien von Steinpflaster, Gehsteigen etc.  sind immer hilfreich, den Focus auf die Perspektive und Tiefe eines Bildes zu richten.
  • Wenn Sie ein Motiv gefunden haben, prüfen Sie vor dem Malen (am besten bereits vor dem Skizzieren) jeden Winkel und jede Neigung der Objekte. Achten Sie auch auf markante Objekte, bevor Sie zu malen beginnen. Nicht selten wechsle ich öfter meinen Standort, um den interessantesten Blick auf mein Motiv zu haben.
  • Beim Arbeiten mit Licht und Schatten, kann sich der Lichteinfall und damit der Schattenwurf sehr schnell ändern. Es ist vorteilhaft (und für mich unumgänglich), den Fall der Schatten bereits auf der Skizze deutlich zu schraffieren oder mit dem Pinsel monochrom zu notieren. Auch am Blatt ist es mitunter sinnvoll, den Schattenwurf mit Bleistift leicht (!) einzuzeichnen, bevor Sie zu malen beginnen.
      

Spezielle Themen

  • Wenn Sie "lockere" Aquarelle malen wollen, sollten architektonische Details niemals exakt „konstruiert“ werden. Schon gar nicht mit Hilfsmitteln wie Zirkel und Lineal. Sie sollen jedoch schnell begriffen und schnell gemalt werden, denn nur das Einfangen der Impression zählt. Dennoch aber muss die Lineare Perspektive beachtet werden.
  • Beim Malen von komplizierten Motiven erstelle ich oft vor Ort eine Skizze mit exakten Tonwerten, eventuell auch mit Detailzeichnungen und mache mir Notizen über die Farben. Auch Fotos setze ich gerne unterstützend ein. Aber Vorsicht: Fotos verführen schnell zum „Abmalen“, die vielen sichtbaren Details sind gefährlich und führen schnell zu einem starren, überladenen Aquarell.
    Sehr oft vollende ich deshalb mein Bild später im Atelier, wo ich weniger von den vielen Details abgelenkt werde.
  • Bei innenarchitektonischen Motiven ist es (im Gegensatz zu Gebäuden in der Landschaft) sinnvoll, wenn Sie von Beginn an den Fluchtpunkt festlegen.
  • Bei bestimmten Themen passt getöntes – noch besser: laviertes – Papier. Ein Hauch von Deckweiß kann dann zum Abschluss für Highlights verwendet werden.
      

Liebe zum Detail, Einbindung von Menschen ins Bild

  • Suchen Sie nach ganz speziellen Details, die einer ansonsten normalen Szene eine besondere Qualität geben könnten. Das kann ein Zaun, ein Stein, ein Gerät oder irgendein Objekt sein.  
  • Grundsätzlich haben Sie die Freiheit, Details hervorzuheben, wenn dadurch  die Bildwirkung verbessert wird. Beachten Sie aber, dass durch zu viele Details ein  Bild schnell dilettantisch und übersättigt wirkt.
         
  • Bei der Einbeziehung von Menschen in Ihre Komposition kann Erfahrung im Aktzeichnen sehr nützlich sein, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Ein Skizzenbuch mit schnellen Studien von Menschen in unterschiedlichen Situationen ist jedenfalls sehr hilfreich.
  • Planen Sie sorgfältig, wie Sie Menschen in ein Bild integrieren wollen, und haben Sie keine Angst, die Anzahl der tatsächlich beobachteten Figuren zu verändern, um die Gesamtwirkung der Komposition zu verbessern.
  • Ganz wichtig: Beachten Sie unbedingt die abgestufte Größe der im Bild befindlichen Menschen durch die Art der Perspektive (siehe Grundlagen). Hier werden unglaublich viele Fehler gemacht!